Zehn Thesen zur Kritik von Niklas Luhmann’s Theorie

von Béla Pokol

(Repliken von Jenö Bango)

 

(Basiert auf den Kapitel VI. des  Buches “Komplexe Gesellschaft. Eine der möglichen Luhmannschen Theorien” von Béla Pokol. Logos Verlag Berlin. 2001. Zweite, erweiterte Ausgabe)

 

 

1.     Eingebettet in der Systemebene der psychischen Systeme hat Luhmann die Menschen von der sozialen Systeme isoliert. Infolgedessen sind solche sozialen Strukturen und Mechanismen, welche auf die ganze Persönlichkeit der Menschen  basiert werden müssten, von der Erklärung des Aufbaus der sozialen Systeme abgeschnitten.

 

Replik: Das einzige Buch von Luhmann, in dem er die “ganze Persönlichkeit des Menschen” mit bestimmten Beschränkungen  akzeptiert, wurde über die Liebe, (aus soziologischer Sicht und nicht aus Gefühl) als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium geschrieben (Luhmann, 1982). Es behandelt die Intimität als ein Systemfaktor, mit dem die Person, durch die Tatsache, dass sie das Weltbild des anderen bedingungslos annimmt, das Fundament für Paarsystem oder für das System Familie liefert. Dadurch, dass Luhmann den  Menschen als Umwelt der sozialen Systeme erklärt, praktiziert  er für die einen eine Art methodologischer Antihumanismus, für die anderen  befreit das Soziale von den lästigen Subjektivität und hebt den Menschen auf einen höheren Niveau – die Umwelt ist nämlich  immer komplexer als das System. Ein anderes Gebiet wo Mensch und/als Person zur Geltung kommt ist bei Luhmann in seiner wenigen Äußerungen zur Sozialen Arbeit zu finden. Hier geht es um die Hilfe zur Selbsthilfe und dafür sollte man persönliches Verständnis aufbringen. “Wenn man eine Person zu verstehen versucht dann geht es darum, dass man sieht was eine bestimmte Äußerung, die die Person tut oder was eine bestimmte Kommunikation die an sie  adressiert ist für sie bedeutet...in der Sozialarbeit muss man sich um ein weniger technisches, dafür um ein mehr menschliches Verständnis bemühen” (Bardmann, 1997, 67) Luhmann unterscheidet zwischen Person (als Adressat und Mitwirkende an Kommunikation) und Mensch (biologische, neurophysiologische, bewusstseinmässige Organismus). Der Mensch als Person ist für die Erklärung und Aufbau der sozialen Systeme (Interaktion, Organisation, Gesamtgesellschaft) sehr wichtig – der Mensch als Organismus ist dann die komplexere Umwelt der sozialen Systeme. Der Mensch als Person spielt eine beschränkte Rolle in den ausdifferenzierten funktionalen Teilsysteme wie z.B. als “homo oeconomicus” im Wirtschaftssystem die seine Kommunikationen nach der Binarität zahlen/nichtzahlen (rentabel/ nichtrentabel) ordnet  und nicht etwa nach Moral, Recht oder Kunst. Der Mensch als “psychisches System” zielt auf das Bewusstsein ab ohne das kein Kommunikation möglich ist. Bewusstsein und Kommunikation sind strukturell gekoppelt. Pokol hat Recht, der Mensch als “psychisches System” ist von den sozialen Systemen “isoliert” d.h.  er ist nicht Teil dessen, sondern  ihre Umwelt und gerade diese Isolierung erlaubt ihm eine Autonomie und zugleich eine Unberechenbarkeit. Er ist als psychisches System keine “Trivialmaschine” oder eine Manipuliermasse für soziale Systeme. Der angebliche Antihumanismus von Luhmann will den Menschen die größtmögliche Freiheit  garantieren. Es ist eine andere Frage ob dies ihm gelingt. Ob Pokol diese Zweiteilung ( “Halbierung”?) des Menschen in Person  und in lebendigen Organismus akzeptiert mag dahingestellt werden. Pokol muss auf jeden Fall den Rollenbegriff (Mangelware bei Luhmann) akzeptieren und diese an Personen knüpfen und auch muss sich die Frage stellen: welche Stellenwert bekommen die symbiotischen Mechanismen die die organischen Fähigkeiten des Menschen in sozialen Fähigkeiten (Rollen) übersetzen?

 

2.     Eine Konsequenz davon ist die Unterbelichtung der Bedeutung der Menschengruppen in dem sozialen Geschehen in der Luhmannschen Theorie. Solche soziale Strukturen, die die dauerhaften Spaltungen der Menschengruppen aufgrund der nationalen, religiösen, wirtschaftlichen, kulturellen usw. Gruppierungen bedeuten, finden keinen Platz in der Analyse von der luhmannschen Theorien. Die dauerhaften Solidaritäten in einer solchen Menschengruppe und die dauerhaften Gegensätze und Kämpfe zwischen den innerlich solidären, äußerlich aber feindlichen Menschengruppen  erhalten keine Thematisierungen in den Luhmannschen Analysen.

 

Replik: Der Ausdruck “Menschengruppe” ist ziemlich unklar. Es ist mir nicht sicher was der Verfasser der Thesen damit gemeint hat. Es ist wohl wahr, dass Luhmann den Gruppenbegriff nicht benutzt hat und wurde dafür auch genügend und schon ziemlich früh kritisiert (Tyrell, 1983). Unter Menschengruppen können wir  die Masse, das Publikum, das Aggregat, die Menge sogar auch Sozialkategorien wie Alter, Geschlecht, Einkommen usw. verstehen, insofern als diese situationsbedingt die entsprechenden Rollen spielen. Wenn wir das “soziale Geschehen” in einer Perspektive der historischen Evolution betrachten dann kommen wir auf eine andere Interpretation der “Menschengruppen”. Diese sind in archaischen Gesellschaften die segmentären Menschengruppen, in der stratifizierten Gesellschaften die Stände, später in der Industriegesellschaften die Klassen und in der Moderne die funktional ausdifferenzierten Teilsysteme der Weltgesellschaft. Diese historisch-evolutiven Differenzierungen sind aber nicht chronologisch sondern diachronisch zu deuten d.h. sie co-existieren in der heutigen Gesellschaft auch und sind nicht spurlos verschwunden. Luhmanns italienische Schüler – die sich die Mühe genommen haben in der luhmannschen Begriffslabyrinth fündig zu werden – weisen darauf hin, dass diese Differenzierungen quasi im Hintergrund noch heute aktiv sind und  noch “dauerhafte Spaltungen und auch Solidaritäten” bewirken können. “In der funktional differenzierten Gesellschaft verschwinden Stratifikation und Segmentation als Differenzierungsmuster nicht. Sie sind aber nicht mehr die primäre Differenzierungsformen und gewinnen deshalb eine neue Bedeutung. Auch wenn die Stratifikation keine Grundprämisse in der Gesellschaft mehr ist, wird sie ständig durch Auswirkungen der funktionalen Differenzierung reproduziert und sogar verstärkt als Differenzierung in mehr oder weniger offenkundige soziale Klassen. Die Segmentation reproduziert sich ihrerseits in Formen, die von Funktionen abhängig sind: zum Beispiel als Differenzierung der Nationalstaaten in der Politik, der Unternehmen in der Wirtschaft, der Schulen im Erziehungssystem” (Baraldi, – Corsi – Esposito, 1998, 70). Diese Menschengruppen finden wohl Platz in der luhmannschen Systemtheorie – wenn auch nur überschattet von den dominierenden Funktionssysteme. Pokol möchte die Vorrangstellung der Teilsysteme nicht erkennen, vielleicht befürchtet er eine neue Hierarchisierung oder eine neue Zentrum/Peripherie-Differenz in der zentrumslosen Weltgesellschaft. Er bemängelt, dass die “innerlich solidären, äußerlich aber feindlichen Menschengruppen” keine Thematisierung bei Luhmann erfahren.  Ich möchte diese generelle Feststellung an einem konkreten Beispiel anzweifeln. In der modernen Wohlstandsgesellschaften haben wir eine relativ große, homogene Menschengruppe, die Arbeitslosen. In manchen Ländern bedeuten sie  10 bis 15% der aktiven, arbeitsfähigen Bevölkerung. Da die meisten Arbeitslosen ihre Situation nicht strukturbedingt sondern eher als persönliche Schicksalsschlag  - trotz aller Logik – betrachten, bildet sich bei ihnen keine Solidarität. Innerhalb dieser Menschengruppe betrachten sie sich als Konkurrenten und Gegner.  Sie sind äußerlich feindlich, aber innerlich nicht solidarisch. Versuche Solidargemeinschaften oder sogar Gewerkschaft für Arbeitslose zu gründen (kurzlebige Versuche in Frankreich) scheiterten gerade an nichtvorhandene Solidarität. Luhmann beschäftigt sich natürlich nicht mit diesem Problem gibt aber zu, dass viele Menschen aus den funktionalen Teilsysteme (Wirtschaft, Kultur, Erziehung usw.) ausgeschlossen sind und dies ist ein Paradox, da die funktionale Inklusion im Prinzip für jeden gelten sollte. Das Thema Inklusion/Exklusion gewinnt aber in den letzteren Schreiben Luhmanns Gewicht, besonders nach dem “Favellas-Schock”. Hartmut Esser kommentiert dies ziemlich sarkastisch. Niklas Luhmann “entdeckte” bei einem Brasilien-Besuch die Elend der Favellas, wo keine Personen nur “Körper” leben, (in einer Milieu von Gewalt und Verbrechen) die aus der funktionalen Teilsystemen ausgeschlossen sind. “Aufgearbeitet hat Luhmann den Schock in einem Aufsatz, mit dem das Begriffspaar “Inklusion und Exklusion” seinen endgültigen Einzug in die Luhmann-Lexika hielt. Und das Fazit daraus: offenbar gibt es doch außerhalb der sozialen Systeme leibhaftige Menschen, und inmitten einer sich modernisierende Gesellschaft auch massive und systematische soziale Ungleichheiten, in der Form des schreiendesten Elends sogar (Esser, 2002). Die essersche Kritik konzentriert sich zwar auf die Ungleichheitsthese, aber enthüllt einen Schwachpunkt der luhmannschen Systemtheorie; das Postulat der prinzipiellen Gleichheit d.h. das Faktum, dass die Gesellschaft den Individuen erlaubt Person zu sein und an jede Kommunikation teilzunehmen, aber die strukturellen Voraussetzungen zu dieser Inklusion garantiert nicht. Pokol vermutet richtig, dass Menschengruppen aus funktionellen Teilsysteme de facto ausgeschlossen sind bzw. dass diese Gruppen in einen anderen Alltagsrealität sich befinden als die Mitglieder der organisierten oder institutionalisierten “professionellen” Funktionssysteme.

 

3.     In der Luhmannschen Theorie werden die einzelnen sozialen Ereignisse von der funktionalen Mechanismen bestimmt und die Effekten der Kämpfen und die Solidaritäten der gegnerischen oder freundlichen Menschengruppen auf diese Ereignisse werden annulliert. Das ist eine halbierte strukturelle Analyse.

 

Soziale Ereignisse sind nach Pokol nicht in luhmannschen Sinn interpretiert, d. h. wie Kommunikationen ohne Dauer - sondern dauerhaft. Pokol denkt offensichtlich an sozialen Strukturen, denn erst darin können funktionale Mechanismen (wie Anschluss und Selektion) wirken. Nun wenn nach Luhmann soziale Strukturen in der modernen Gesellschaft von funktionalen Differenzierungen festgelegt sind – so wird es zumindest bei Pokol interpretiert – dann ist es richtig von einer “Halbierung” zu schreiben. Ich habe versucht zu beweisen, dass Luhmann  nicht nur die funktionelle Differenzierung, sondern auch andere  vorangegangene aber noch co-existierenden Differenzierungen im Kauf nimmt obwohl die Analyse  dieser keine primäre Stellung in seiner Theorie annimmt. Ich würde statt “Halbierung” eher an eine “Invisibilisierung” in seiner strukturellen Analyse denken, und dies bedeutet theorietechnisch doch eine Möglichkeit, durch weiteren Analysen diese zu “entdecken” d.h. zu visibilisieren. Zum Teil ist dies durch eine gründlichere Auslegung des Inklusion/Exklusion-Konzeptes schon im Gange. Lassen wir wiederum Esser zum Wort zu kommen. “Wenn Luhmann und andere von Inklusion und Exklusion sprechen, wird etwa auffälligerweise nicht mehr nur von psychischen Systemen, sondern jetzt nahezu bruchlos auch von “Individuen”, ja von “konkreten Individuen”, von “Personen, von “Menschen” und sogar  von der “Bevölkerung” gesprochen” (Esser 2002, 30). Es gibt  eine Strukturierung der Gesellschaft “von Unten”, die exkludierten, handelnden Individuen die sich eine Sozialität außerhalb der Funktionssysteme konstruieren. Esser gibt eine Gesellschaftsdefinition, die meiner Meinung nach etwa mit der Gesellschaftsauffassung  von Pokol korreliert: “Gesellschaften “bestehen” und reproduzieren sich, so kann man zusammenfassen, eben aus dem Zusammenspiel und der wechselseitigen Konstitution von beide. Von sozialen Systemen und von Akteuren” (Esser 2002, 31). Esser kombiniert und miteinander versöhnt hier die Selbstorganisation der Systeme und der methodologische Individualismus. Pokol schreibt in seiner These von Kämpfe (doch nicht Klassenkämpfe?) anstatt Konflikte. Es sind nämlich nicht Kämpfe, sondern Konflikte die die gesellschaftliche Evolution vorantreiben. Konflikte sind kommunizierte Widersprüche, Freiheiten die das Nein-Sagen ermöglichen. Sie werden in der luhmannschen Systemtheorie nicht ignoriert oder “annulliert” sondern nur unterbelichtet. Die neuen sozialen Bewegungen sind Konfliktsysteme und haben Protest als Thema. “Im  Keime enthalten diese Bewegungen die Möglichkeit zu einer radikalen Kritik der Gesellschaft, die weit über das hinausgeht, was Marx hatte sehen und wagen können” (Luhmann, 1996, 103). Luhmann sieht, dass die funktionale Differenzierung eben solche Folgeprobleme hat, wie von Pokol  gerade geschildert (Solidaritäten und Kämpfe oder Konflikte) und diese werden von der modernen Gesellschaft, da sie keine Kontroll- oder Steuerungszentrum hat ignoriert, deswegen denkt an einen neuen Mechanismus; und diese sind die sozialen Bewegungen (Luhmann, 1996, 23).

 

4.     Mit dieser Halbierung konnte Luhmann viele solche funktionelle und institutionelle Aspekte der Organisierung der sozialen Welt herausheben und stärker im Zentrum der Analyse stellen, die von der traditionellen Gesellschaftstheorien nicht beobachtet werden konnten aber für diese heuristische Vorteile musste großer Preis bezahlt werden: Die Theorie von Luhmann musste eine halbierte Gesellschaftstheorie bleiben.

 

Replik: Der erste Teil der These ist klar und deutlich: wenn man die Halbierungsthese akzeptiert, dann entsteht für Luhmann der Vorteil,  die neuen Semantiken und Heuristiken gekonnt einzusetzen und ältere, “alteuropäische” Begrifflichkeiten ignorieren. In der zweiten größeren Hälfte der Gesellschaft kann man gesellschaftstheoretisch  kaum mit Begriffen wie Autopoiesis und Konstruktivismus operieren, - hier sind die funktionalen Differenzierungen nur “diffus“ vorhanden. Diese bleiben für die professionellen Institutionensysteme reserviert die die ausdifferenzierten Funktionen  professionell wahrnehmen. Die Alltagswelt oder Lebenswelt der größeren Hälfte wo sich auch die “Körper” befinden werden noch wohl mit der traditionellen Gesellschaftstheorien beobachtet werden. Dies tun der methodologische Individualismus, die Milieu-Theorien von Vester und Hradil, die Kultursoziologie von Bourdieu, die Risikosoziologie von Beck, die phänomenologische Richtung von Hitzler , die “rational-choice-Theorien” und viele andere mehr. Auch in der Sozialarbeitswissenschaft wird die praktische Arbeit mit sozial Benachteiligten meistens aufgrund der Lebensweltkonzept gemacht. Die von Pokol hypostasierte “halbierte Gesellschaftstheorie” nimmt schon Konturen in der vierten These. Es wäre hieraus zwei Konsequenzen zu ziehen: 1. Die luhmannsche Theorie  erklärt nur die eine (kleinere) Hälfte der modernen Gesellschaft. Dies könnte man wiederum zweierlei Weise interpretieren: a) entweder die Theorie hat keine universelle Charakter und dann ist sie nicht tauglich oder b) die Theorie kann erweitert, korrigiert werden – wie dies auch Pokol vorhat. 2. Infolgedessen  die von Luhmann geplante “soziologische Aufklärung” (Abklärung oder Abrechnung mit der “alteuropäischen” Soziologie) ist gescheitert. Es scheint, dass mit der luhmannschen systemtheoretischen Begrifflichkeiten  kann keine universelle Erklärung (als Aufklärung) der modernen Gesellschaft abliefern. In einfachen Wörtern: mit Luhmann kann nicht alles erklären – aber ohne ihn wäre wiederum nur eine “halbierte Erklärung” zu haben. Albert Scherr fasst diese Gedanke  für die Sozialarbeitswissenschaft  passend zusammen: “Die von Luhmann vorlegte Theorie sozialer Systeme bietet aufgrund ihrer Selbsteinschränkung auf ein kommunikationstheoretisch gefasstes Verständnis des Sozialen eine notwendige, aber keine hinreichende Grundlage für Theorien der Sozialen Arbeit. Es handelt sich um eine soziologische, insbesondere gesellschafts-, organisations-, und interaktionstheoretische Grundlegung, die eine psychologische, sowie eine normative Erweiterung bedarf” (Scherr, 2000,  82). Ich lese aus dieser Zitat heraus, dass  die luhmannsche Systemtheorie auch für die Gesellschaftstheorie und für die  Soziologietheorie “eine notwendige, aber keine hinreichende” Basis ergibt.

 

5.     Die Aufgabe besteht darin, in den gesellschaftstheoretischen Analysen die doppelten Strukturen der Gesellschaft als Ausgangspunkt zu benutzen. Die dauerhaften Strukturen bedeuten einerseits die funktionellen Mechanismen und die institutionellen Aufbau der einzelnen funktionellen Teilsysteme und Organisationen aber andererseits die stabilen Kohäsionen und Feindlichkeiten der Menschengruppen auch, die meistens nicht innerhalb der einzelnen Teilsysteme sondern gesamtgesellschaftlich (mehrere Teilsysteme durchgeschnitten) organisiert sind.

 

Replik: Hinter den “doppelten Strukturen als Ausgangspunkt” verbirgt sich ein Verdacht der Dichotomisierung. Dichotomische Auffassungen sind immer auch Ideologieverdächtigt und das ist für eine Theorie nicht sehr dienlich, wie wir sie in geopolitischen Dichotomien (Ost-West, Nord-Süd) feststellen könnten. Die scharfe Trennung der Welt und die Gesellschaft in zwei Hälften sind auch empirisch falsch. Pokol enthärtet dieser Verdacht indem er die strukturelle Trennung quer durch funktionelle Systeme und durch “Menschengruppen” verortet. Die “gesamtgesellschaftlich organisierten” stabilen Strukturen – in mehreren Teilsystemen – können wiederum einen anderen Verdacht erwecken: Eine Hybridisierung von System und Lebenswelt oder ein Synkretismus wäre für die Einheit der Theorie nicht sehr positiv. Pokol soll diese zwei Gefahrenzonen in seiner Theorie noch aufarbeiten. Wir können auch sagen, dass die  doppelte strukturelle Analyse theorietechnische Risiken innehat, die aber durch eine Verfeinerung und Präzisierung der Thesen noch im Kauf genommen werden kann. Postmoderne Theorien sind nicht risikofrei, können sogar “ambivalent” und paradoxierend sein, pflegen nicht eine dogmatisch-rationelle Harmonie sondern gehen von einer Differenz aus, schöpfen aus “älteren” (Lebenswelttheorie) und neueren (Systemtheorie) Wissensvorräten (Lyotard, 1979). Pokol ist auf dem besten Weg eine postmoderne Theorie der Gesellschaftsanalyse abzuliefern.

 

6.     Vergleichend Parsons und Marx hat David Lockwood zwei Integrationsformen  - Systemintegration und soziale Integration – unterschieden. Es ist nötig, diese Unterscheidung weiter zu fassen und als zwei parallelen Strukturen der modernen Gesellschaften zu bestimmen: Strukturen, die auf Spaltungen der Menschengruppen basiert sind und Strukturen, die auf die institutionellen Mechanismen der einzelnen funktionellen Handlungsbereichen beruhen.

 

Replik: Zu dieser These wären auch weitere Erklärungen nötig. Lockwoods Integrationsbegriff ist natürlich in der luhmannschen Systemtheorie nicht gebräuchlich. Es fehlt damit eine wesentliche Vergleichsmöglichkeit. Wenn Luhmann von Systemen spricht versteht er immer soziale Systeme, als autopoietische Systeme wobei die Frage der Integration  durch die Kommunikationsformen (Interaktion, Organisation, Gesellschaft) gehandhabt ist. Integration im lokwoodschen Sinne wäre nur durch Irritation möglich, also wenn das System durch die Umwelt dazu angeregt wird, neue Elemente durch eigene Strukturbedingungen zu konstruieren. Im Übrigens die Sozialintegration bei Luhmann – wie schon darauf  früher hingewiesen wurde – durch die Sozialinklusion ersetzt wurde. Die Hypostasierung von parallelen Strukturen der modernen Gesellschaft ist damit weit entfernt von der luhmannschen Systemtheorie. Pokol verfolgt hierbei konsequent sein Programm, seine “theorietechnische Abkoppelung” von Luhmann und rechnet damit, dadurch eine neue Argumentationsweise einzuführen. Auf der Ebene der funktionalen Teilsysteme wendet sich seine Argumentation von Kommunikation ab und zur Handlung zu – wobei man den Einfluss von Talcott Parsons und Richard Münch deutlich verspürt. Wenn von “parallelen Strukturen“ die Rede ist dann wäre noch eine Präzisierung notwendig: Parallele berühren sich bekanntlich nicht. Ist dann die gesellschaftliche Evolution unterschiedlich und wo gibt es Berührungspunkte? Luhmann würde Fragen: wie beobachtet man diese parallele Strukturen? Die folgende 7. These beantwortet dann teilweise diese Fragen.

 

7.     Ein Beispiel für den heuristischen Vorteil des Ausgangspunkts von der doppelten Strukturen der Gesellschaften: Es gab keinen Systemwechsel in der Ebene der Strukturen der hierarchischen Menschengruppen in Ost-Mitteleuropa nach 1989, denn blieben die Gruppen der früheren Parteifunktionären und Apparatschiks größtenteils die führenden Kräfte in jeden ehemaligen Ostblockstaates. Aber in der Ebene der institutionellen Strukturen der funktionellen Handlungen und der funktionellen Organisierung der Gesellschaft gab  es eine grundlegende Systemwechsel in Richtung auf die Marktwirtschaft und auf die Wahlen basierte Machtausübung. Ohne diese doppelte Thematisierung der gesellschaftlichen Strukturen kann die heutige Realität in Ost-Mittel-Europa nicht begriffen werden.

 

Replik: Eine Verdeutlichung seiner Theorie erfolgt hier aufgrund eines Beispiels aus Ost-Mitteleuropa – hier schreibt Pokol selbst als Kenner und das Beispiel scheint auf den ersten Blick plausibel zu sein. Dass die selben Personen die früher für die Planwirtschaft und Parteihierarchie agierten, plötzlich  für die Marktwirtschaft und Parlamentarismus optiert haben kann aber unterschiedlich interpretiert werden. Die eine Interpretation lautet so (in Frageform): Waren die “führende Kräfte” der ehemaligen Ostblockstaaten (vor allem in Ungarn) wirklich die selben, oder gab es schon früher eine Art Gratwanderung im Handeln und Bewusstsein dieser Menschengruppe? Ich erlaube mir diesbezüglich meine These, als Diskussionsbeitrag zu Pokols These zu erörtern. Ich habe in einer Veröffentlichung kurz nach der Wende 1991 zehn Thesen zur Postsozialismus in Ungarn aufgestellt (Bango, 1991, 210-229). These 9 lautete: Das “Damaskus–Syndrom” ist in Ungarn eine kollektive Begleiterscheinung des Postsozialismus. Auf dem Weg nach Damaskus wurde durch Wunder aus Saulus ein Paulus. Am Anfang fragten die Christen: War dieser  nicht der befürchtete Christenverfolger? Paulus rechtfertigte sich und wurde ein Apostel. Soweit das Neue Testament. Die christliche Überlieferung bestätigt solche Bekehrungen bis in unsere Zeit hinein. Für den ungarischen Postsozialismus stellt sich die Frage der Bekehrung anders. Hier handelt sich um Massenbekehrungen: In Ungarn sollen aus 700.000 Saulus genauso viele Paulus werden. Etwa so viele ehemalige Parteimitglieder bekehren sich jetzt zur Demokratie. Nicht ohne Ironie bemerkte dazu der ungarische Schriftsteller Péter Esterházy: Noch nie gab es einen solchen Stoßverkehr auf dem Wege nach Damaskus wie heutzutage! Die klassische individuelle Rechtfertigung geht eigentlich in drei Richtungen: A) Ich war immer dagegen (dafür), nur konnte ich nichts tun. B) Ich wusste nichts davon. C) Ich habe mich geirrt, jetzt bin ich aber auf dem richtigen Weg. Die Partei mit ihrer Selbstauflösung und mit der Gründung  der neuen Partei aus der alten (Selbstsubstitution) lieferte eine neue, kollektive Rechtfertigung für ihre Mitglieder, die an dem “Damaskus-Syndrom” gelitten haben: Die stalinistische Vergangenheit kollektiv zu verurteilen, für den neune, “richtigen” Sozialismus zu plädieren und die Versöhnung mit dem Volk zu suchen. Die ungarische Wende war nicht mit großen Massenprotesten und Demonstrationen begleitet. Weil die Wende sich nicht zu schnell vollzog, sondern eigentlich schon 1985 eingeleitet  und 1988 nur beschleunigt wurde hatten die Machthaber genügend Zeit, sich neue Anpassungsmechanismen auszudenken und auszuprobieren. Der Opposition wurden oft Ideen auf dem goldenen Teller geliefert – zur Verwirrung dieser politisch unerfahrenen Leute und zur Täuschung des Volkes.  Ein Grund für das Gelingen der ungarischen Wendestrategie von Oben lag in dem “larvierten politischen Pluralismus” in Ungarn. Darunter verstehe ich ein Vorhandensein des Andersdenkens in der Partei selbst. Anders gesagt: die schrittweise Überwindung des monolithischen Charakters durch die Parteiführung. Der Politologe Csaba Gombár glaubte schon in den frühen siebziger Jahren, die folgenden politischen Gruppierungen in der ungarischen Gesellschaft entdecken zu  können. “Sektierende Gruppen der Kommunisten, Zentristen oder Kadaristen, Progressive  (d.h. Anhänger der osteuropäischen Integration und der Wirtschaftsreformen), Euro-Kommunisten, Anhänger des modernen Syndikalismus, radikale, neue Linke, agrarorientierte Populisten, Technokraten, Manager, ortsgebundene loyale Staatsbürger, Staatsbürger ohne politische Konzept, politisch Namenlose und Lumpen-Gruppierungen” (Gombár nach Hankiss, 1989, 151). Es hatte aber auch andere Gründe, warum das “Damaskus-Syndrom” in Ungarn eigenständige Züge entwickelte. Sie lagen in der “Hybridisierung der Gesellschaft” d.h. in der ab 1988 beschleunigte Verschmelzung der “zweiten” Gesellschaft mit der “ersten”. Die erste Gesellschaft kann ohne die zweite (und umgekehrt) nicht existieren. Sie haben sich gegenseitig auch in ihrer Entwicklung gehindert. Die Verschmelzung wird von Hankiss hervorragend illustriert auf der familiären Ebene: “Wenn die Frau des Staats- oder Parteichefs eine Modeboutique  in der Budapester Innenstadt hat, sein Sohn Generalvertreter einer westlichen Firma  in Ungarn und sein Schwiegersohn Direktor einer neugegründete Aktiengesellschaft oder eines Holdings ist, wenn sein Enkel in Oxford studiert und seine Schwiegermutter eine Pension am Plattensee unterhält; dann können die Partner der “großen Koalition” sich schon am Weihnachtstisch versammeln.” (Hankiss, 1989, S.328). Die veränderten funktionellen Strukturen (Wirtschaft, Politik) und die  unverändert (?) gebliebene Menschengruppen - kann aber indirekt auch als Beweis für die luhmannsche These gelten, nach der die Gesellschaft nicht aus Menschen sondern aus Kommunikationen besteht.  So argumentiert András Karácsony in einer Fußnote – mit den selben Hinweis auf die ungarischen veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse wie Pokol: “Denken wir nur daran, dass seit 1989/90  in Ungarn eine andere Gesellschaft existiert als in den früheren Jahrzehnten. Vor allem ist die Situation (Funktion) der Politik, das Recht, die Wissenschaft, die Religion in der Gesamtgesellschaft – dagegen die Menschen sind entscheidend die selben geblieben wie früher. Die Gesellschaft und die Individuen bilden nicht eine gemeinsame Identität“ (Karácsony in Szabó, 2000, 88 ). Diese Argumentation wäre richtig mit der Einschränkung, dass die Menschen sind nicht eben “die selben“ wie früher, da die Biographien ändern sich nicht nur zwischen den Generationen sondern auch innerhalb der selben Generation. Die strukturelle Kopplung  besteht ohne Zweifel zwischen psychischen Systemen und Kommunikation. Neue Kommunikationen benötigen neue Menschen, aber die neuen Kommunikationen sind gleichermaßen für “neue“ und “alte“ Menschen gültig. Bemerkenswert ist, dass mit dem selben Beispiel aus Ungarn, sowohl die luhmannsche autopoietische Gesellschaftstheorie, als auch die “doppelte Strukturen“ von Pokol argumentieren kann.

 

8.     Aufgrund der gesamtgesellschaftliche Solidaritäten bzw. Feindlichkeiten der einzelnen Menschengruppen gibt es systematischen Verzehrungen innerhalb der einzelnen funktionalen Teilsysteme, die von Luhmann nicht beobachtet werden können. Die Kämpfe der feindlichen Menschengruppe bestimmen gesamtgesellschaftlich viele Ereignisse in den einzelnen funktionellen Teilsysteme. Z. B.  die wirtschaftlich gut ausgerüsteten Menschengruppen können mit Geld Lehrstühle, wissenschaftlichen Stiftungen, Zeitschriften, Stipendien usw. gründen und in der Wissenschaft können auf diese Weise  die wahr/falsch binäre Code von anderen Selektionsgesichtspunkten in den Hintergrund geschoben werden. Oder mit Geld können wirtschaftlich starke Menschengruppen auch in den Massenmedienbereich starke Positionen ausbauen und mit dem Macht des Geldes schaffen sie auch Medienmacht und dann mit der Hilfe der Massenmedien auch politische Macht.

 

Replik: Hier wird eine Vermischung von System und Lebenswelt angesprochen. Die zwei parallel verlaufenden Strukturen  irritieren sich, interpenetrieren sich sogar  Kämpfe der feindlichen Menschengruppen bestimmen die Ereignisse in den einzelnen funktionellen Systeme. Nach der Autopoiesisthese Luhmanns dies ist eine Unmöglichkeit. Pokol ist dazu gezwungen die Autopoiesis für die funktionale Teilsystemen entweder ablehnen oder eine für eine “weichere“ Autopoiesis zu optieren, wie diese bei Gunter Teubner zu lesen ist. Teubner will die Härte der luhmannschen Autopoiesis sozusagen aufweichen, indem er die autopoietische Autonomie graduell vorstellt. Er folgt den Konzept von Roth: die Autopoiesis kann infolge der Evolution des Systems wachsen oder schwinden. Die Rückkopplungen der Teile, die strukturellen Variabilitäten und die interne Selbstdifferenzierung markieren diesen Weg. Teubner führt in seinem Gedankengang die Idee des Hyperzyklus, der evolutionär die Selbstbeobachtung, Selbstkonsti­tution und schließlich die Autopoiesis innehat, an.  (Teubner, 1982) Die Verkettung Wirtschaft – Wissenschaft – Macht im  Beispiel von Pokol korrespondiert eigentlich mit der Kritik von Richard Münch an Luhmann. Diese Kritik kann von Pokol akzeptiert werden. Münch macht einen Unterschied zwischen analytischen und empirischen Differenzierung in autopoietischen Subsysteme aus dem Blickwinkel seiner voluntaristischen Handlungstheorie. Münch erkennt, dass die Theorie der autopoietischen Systeme Luhmanns per Definition wahr ist – soweit sie analytisch und nicht empirisch interpretiert wird.. Er beweist auf dem Beispiel der Wirtschaft, dass die empirische Autonomie von Systemen von Faktoren konstituiert wird, die sich außerhalb dieser Systeme befinden. Die Interpenetration der gesellschaftlichen Subsysteme (Recht, Religion, Wirtschaft usw.) ist bei Münch nicht ein “Hilfskonstruktion“ (wie, seiner Meinung nach, die strukturelle Kopplung bei Luhmann) um die Geschlossenheit der Systeme durchzubrechen, sondern empirisch feststellbar. Das Problem bei der autopoietischen ausdifferenzierten Systeme ist die Konnexion, die Interdependenz untereinander im Griff zu haben (Münch in Preyer, 1996, 347-356). Es wäre noch zu prüfen ob bei der Verkettung von Geldmacht – Medienmacht – politische Macht nicht um Interferenz handelt d.h. der Fall in dem ein System (hier Wirtschaft) in der Lage ist, sein Handeln als Prämisse der Handelns andere Systeme (hier Massenmedien und Politik) zu setzen. Pokol sieht, dass die Interpenetration oder die Interferenz der funktionalen Teilsysteme  Prozesse sind, die - wenn nicht determinieren doch bestimmend – von lebensweltlichen Gesellschaftsstrukturen generiert werden. Das dominante System ist Wirtschaft (Code Geld) und das Wertdual  zahlen/nichtzahlen dirigiert das Wertdual der Wissenschaft wahr/falsch. Simplifiziert (und positiv) könnte dies meinen, dass je mer Geld in der Forschung investiert, desto bessere Wahrheiten können entstehen. Offensichtlich aber handelt es sich bei Pokol nicht um dieses “Positivum” sondern eher um eine negative Manipulation der Investoren die in der heutigen Wissensgesellschaft das Wissen  für ihren Profit “kolonisieren”.

 

9.     Die zusammengeflochtenen Kette von Geld, geistige Macht, Medienmacht, politische Macht kann erst aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Gruppierungen der Menschen beobachten werden und diese Beobachtungsmöglichkeit ist annulliert mit der halbierten strukturellen Thematisierung von der luhmannschen Theorie.   Gesamtgesellschaftliche Solidaritäten und Feindlichkeiten der Menschengruppen schneiden die Teilsysteme durch und sie bestimmen in vielen Fällen die einzelnen  ’Operationen’ innerhalb diesen Teilsystemen.

 

Replik: Diese These ist eine Wiederholung der Vorigen, mit dem Unterschied, dass hier zwei typische luhmannschen Begriffe Beobachtung und Operation eingeführt werden. Die Beobachtung ist eine Operation von Unterscheidung und als solche ein empirischer Vorgang. Pokol beobachtet die Gesellschaftsstrukturen nach Maßstab seiner Theorie d.h. als Einheit der Unterscheidung  Sozialstruktur und Systemstruktur. Der Erkenntnisgewinn sollte dabei ein komplexes Gesellschaftsbild sein das zeigt: Funktionssysteme und Lebensweltstrukturen sind voneinander empirisch nicht zu trennen. Eine zirkuläre Kettenkausalität wird von ihm unterschwellig vermutet. Die Funktionssysteme werden durch den Mechanismen der Solidarität und Feindlichkeit der Gruppen von Handelnden durchgewebt und stören die nach der binären Code organisierten systemischen Operationen. Die Frage ist – unter anderen – wie wehren sich die Funktionssysteme gegen diese Störung? Die Vertreter der Funktionssysteme (Unternehmer in der Wirtschaft, Politiker in der Politik, Wissenschaftler in der Wissenschaft) sehen die widersprüchliche und abhängige soziale Realität die ihre Verständnis von wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Autonomie herausfordert und sie wollen “ihre Autonomie gegen einen Angriff von außen schützen“ (Münch, 1996, 356). Es kann eine paradoxe Situation entstehen: dadurch, dass die einzelnen  professionellen Funktionssysteme ihre Autonomie  gegenüber der Interpenetration der Lebenswelt abschirmen wollen, gründen sie eine “unheilige Allianz“ untereinander unter Führung des Wirtschaftssystems. So wird von der “Menschengruppen“ – die aus den systemischen Vorteilen “diffus“ unprofessionell und nur am Rande profitieren (Geld, Macht, Wissen) – diese Systemstrukturen als privilegiert und ungerecht beobachtet. Die in Aussicht gestellten Inklusionsmöglichkeiten – solange sie nicht konkret realisiert werden – bleiben  für die Masse nur ein schwacher Trost. Die Vorstellung von  Inglehart von einer “postmaterialistischer Gesellschaft“ d.h. von einer Gesellschaft wo materielle Werte nicht mehr im Vordergrund der Wertevorstellungen liegen scheint ziemlich utopistisch zu sein. Er sieht in einem Prozess der Postmodernisierung die Abschwächung des Wirtschaftssystem zu Gunsten der persönlichen, lebensweltlichen Optionen der Menschen. “Die Postmodernisierung kann als eine Verschiebung der Überlebensstrategien gesehen werden, und zwar von der Maximierung des Wirtschaftswachstums hin zur Maximierung des Existenz und des Wohlbefindens mit Hilfe eines veränderten Lebensstils“ (Inglehart, 1998, 155). Es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Postmodernisierung und Demokratie. Das subjektive Wohlbefinden, verbunden mit  postmaterialistischen Werten wie Vertrauen und Toleranz sollte zu Demokratie führen. Andererseits  der Wohlstand ist eine Voraussetzung der Demokratie. Er postuliert nämlich, dass in seiner Theorie der postmaterialistische Wertewandel auf der Ebene der Nationen erfolgen wird, die eine wirtschaftliche Stabilität vorweisen können.  Aus seiner Theorie könnte man herauslesen – salopp formuliert –, dass  Reichtum gleich Demokratie. Abgesehen davon, dass  diese Gleichung  empirisch nicht stimmt  (die reichen Ölstaaten sind nicht demokratisch – und Indien ist die größte Demokratie der Welt) und gesicherte Reichtum führt nicht notwendigerweise zu postmaterialistischen Werte. “Auch verschwenderische Luxusgüter können entstehen, Kitsch und Kultobjekte werden für die Wohlhabenden, die alles schon besitzen, für mehr Prestige und Protzerei sorgen...Die demokratische und postmaterialistische Weltgesellschaft dehnt sich nur auf die “erste Welt“ aus, auf die sogenannte westliche, amerikanisierte Welt“ (Bango, 2003, 189). Systemtheoretisch betrachtet heißt es, dass Wirtschaftssystem und Machtsystem ineinander aufgehen und gemeinsam  die anderen Funktionssysteme dominieren werden. Dies ist auch die Befürchtung von Pokol. Die von ihm erwähnte “Operationen“ der Teilsysteme werden von solchen “Menschengruppen“ bestimmt, die die wirtschaftliche und politische Macht gleicherweise besitzen. Eine andere optimistischere Vorstellung wäre es – wenn ich Pokol richtig interpretiere – wenn  die neue im Entstehen befindliche Sozialstruktur der Bürgergesellschaft, mit neuen Institutionen die postmaterialistischen Werte praktizierend  sich in Vertrauen, Toleranz  und sozialem Engagement übt und die starren, professionellen Teilsysteme – Habermas apostrophierend – “re-kolonisiert“. Im Wirtschaftssystem wird das Kapital nicht der wichtigste Arbeitgeber sein, sondern das Gemeinwohl. Hier heißt es dann nicht mehr Lohnarbeit sondern sinnvolle Tätigkeit oder “Bürgerarbeit“ wie Ulrich Beck dies vorstellt (Beck, 1997). “Diese Arbeitgeber sind Schulen, Umweltbehörden, Krankenhäuser, Sozialämter, - die heute schon pädagogische, ökologische, gesundheitliche und soziale Tätigkeiten finanzieren. In der Tätigkeitsgesellschaft werden aber diese Arbeitgeber weiter differenziert, auf lokale oder eher regionale Ebene gehoben, wo es eine bessere Chance für selbstorganisierte, grundfinanzierte Bürgerarbeit (Bürgertätigkeit) gibt und wo die an dieser Tätigkeit beteiligten eine Art “Gemeinwohlunternehmen“ gründen können, ohne sich die oft störenden hierarchisch-zentralistischen Strukturen der Ämter und Behörden zu Eigen zu machen“ (Bango, 2001, 133.

 

10.            Die Organisierung der doppelten Strukturen der sozialen Welt haben verschiedene Schwerpunkte. Die Strukturen einigen funktionellen Teilsysteme organisieren sich stärker auf der Ebene der Weltgesellschaft  - wie Luhmann herausgehoben hat - aber viele Strukturen anderer Teilsysteme sind stärker auf der Ebene der nationalen Gesellschaften determiniert. Z. B. sind die Geldwirtschaft oder die Wissenschaft größtenteils auf der Ebene der Weltgesellschaft organisiert aber die politische Strukturen bauen stärker auf die nationalen Ebene der Menschengruppe auf.  Auf diese Weise können fortsetzenden Kämpfen zwischen solchen Menschengruppen gekämpft werden, die einerseits weltgesellschaftlich über die Geldmacht disponieren können und andererseits solche, die auf der nationalen Ebene stärkere Einbettung haben. In fast jeden europäischen und nordamerikanischen demokratischen politischen Systemen gibt es diese Spaltung der politischen Kräfte und das bedeutet nicht nur die Kämpfe der Menschengruppen sondern auch der Rivalisierung der verschiedenen funktionellen Strukturen. Mit der Thematisierung der doppelten Strukturen der Gesellschaft kann einerseits die politischen Kräfte (und Menschengruppe) der Weltgesellschaft und andererseits die der nationalen Gesellschaften besser begriffen werden.

 

Replik: Das Thema Weltgesellschaft taucht zum ersten Mal in den pokolschen Thesen auf. Ich möchte deshalb diesmal etwas ausführlicher auf dieses Thema und die damit zusammenhängenden anderen Themen wie Gesellschaftsbegriff, Nation und Region eingehen. Die Theorie der doppelten Strukturen der sozialen Welt muss sich mit diesen Realitäten der Weltgesellschaft sich auseinandersetzen. Nach Luhmann die moderne Gesellschaft ist Weltgesellschaft – es gebe keine nationale Gesellschaften mehr. Da die Gesellschaft, die globale Erreichbarkeit der Kommunikationen bedeutet, kann es nach der Entdeckung der Erde nur Weltgesellschaft geben. Meiner Meinung nach  von nationaler Gesellschaft kann nur dann die Rede sein, wenn diese als integrale Teil der Weltgesellschaft gemeint ist. Die Unterscheidung Weltgesell­schaft­/Nationalgesellschaft wäre  nicht nur für Luhmann sondern für viele anderen Soziologen unbrauchbar. Es lohnt sich um den Gesellschaftsbegriff herum Ausschau zu halten, und mindestens zwei Meinungen zu lesen, die die Komplexität des Begriffes enthüllen. 1. Der Gesellschaftsbegriff war ursprünglich ein Kampfbegriff, teilweise schon aus den Zeiten der Aufklärung, teilweise aus den Zeiten der Romantik entstanden. Wendepunkt war endgültig die französische Revolution 1789, die das “Soziale“ und die “Gesellschaft“ gegen die bürgerlichen, postfeudalen und reaktionären Auf­fas­sungen über das Ganze der menschlichen Zusammen­lebensformen, etwa wie das “Ständische“ oder die “Adeligen“ umzutauschen versuchte. Tenbruck entdeckte den Widerspruch zwischen Gesellschaft als vorstaatliches Gebilde und Gesellschaft als Ganzheit, die sich nur durch den Staat identifizieren ließ. Er würde lieber von Vergesellschaftungen sprechen, um diese Paradoxa zu lösen, wobei “wir wieder von benennbaren Staaten, Nationen, Kulturen, Stämmen, Völkern, Religionen, Verbänden (warum nicht Regionen auch? - von mir J.B.), Parteien, Ideologien, Wirt­schaften, Publik und dergleichen mehr als so vielen Verge­sellschaftungen zu sprechen lernen“ (Tenbruck, 1986, 270). 2. Es sei fraglich, ob die systemtheoretische Neuformulierung des Gesellschafts­begriffs in der Lage sei, eine Gesellschafts­theorie zu etablieren. Dies ist eine deutliche Kritik an Luhmanns Spätwerk “Die Gesellschaft der Gesellschaft“, in dem die endgültige Formu­lierung der Luhmannschen Gesell­schafts­theorie dargelegt wurde. (Firsching, 1998, 161-173). Gesell­schaftsgrenzen und Kommunikations­gren­zen sind identisch – dies gilt aber nur für die Weltgesellschaft, hier gibt es keine soziale Umwelt mehr. Eine Gesellschaft kommu­niziere autopoietisch nur in sich. Firsching ist dafür, dass man also statt Gesellschaft nur von sozialen Systemen und ihren strukturellen Kopplungen spricht. Für die Globalgesellschaft gibt es keine “rational choice“ – eine Auswahl der unter sich bietenden Handlungs­alternativen. Für die Weltgesellschaft wäre nur die Weltge­sellschaft die Alternative. Pokol meint dagegen dass es “nationale Ebenen gibt wo die Politik abspielt“ – er denkt als Politologe an die Nationalstaat d.h. die nationale Gesellschaft lässt sich durch den Staat identifizieren. Der so oft totgesagte Nationalstaat lebt munter weiter und wir sehen noch längst nicht die Auflösung der “postwestfälischen Staatenordnung“ wie dies Weltgesellschaftstheoretiker glauben möchten wenn sie von “transstate structures“, von Denationalisierung und von neuer politischen Räume schreiben ( Albert in Kohler-Koch, 1998, 49-75). Der Nationsbegriff ist für die Soziologie eigentlich verdächtig, da hier auch die schärfste Beobachtung die dabei anfallenden Komplexitäten  kaum reduzieren kann. Historisierende, pschychologisierende (emotionale), völkerkundige und kulturspezifische  bzw. kulturanthropologische (z. B. Nationalcharakter) Standpunkte vermischen sich mit Macht- und Politikaspekte. Auch Pokol knüpft  der Nationsbegriff (nationale Gesellschaft) an politische Systeme. Unter Nation versteht Günther Hartfiel eine “Gemeinschaft vom Menschen mit dem Bewusstsein gleicher politisch-kulturellen Vergangenheit und dem Willen zum gemeinsamen Staatswesen. Ein Volk wird demzufolge dadurch zur Nation, dass es sich seiner historischen und kulturellen (abgrenzbaren) Eigenwertes bewusst wird und sich als Träger und Subjekt gemeinsamer Werte und Zielvorstellungen interpretiert.“ (Hartfiel, 1976, 476). Meiner Meinung nach die innere Differenzierung  der globalisierten Weltgesellschaft ist nicht auf der Ebene der Nation zu suchen sondern auf der Ebene der Regionen. Nationen liegen quer durch Nationalstaaten  - es gibt kaum ein Staat mit nur einer Nation. Notgedrungen entstehen Probleme (Kämpfe und Konflikte) der nationalen Minderheiten, die als Volk obwohl eine eigene Geschichte, Territorium, Sprache und Kultur haben nie zum eigenen Nationalstaat sich formieren könnten (Paradebeispiel sind Kurden) oder  von ihrem eigentlichen Mutternation durch Staatsgrenzen  getrennt werden (Paradebeispiel in Europa ist Ungarn, das in angrenzenden Nachbarstaaten die zahlreichste – mehr oder weniger drei Millionen – nationale Minderheit in Europa hat). Der einheitliche Nationalstaat ist eher eine politische Wunschvorstellung  und in der Moderne kann die Minderheitenfrage nur durch Föderalisierung und Regionalisierung gelöst werden. Die Zukunft der Differenzierung in der Weltgesellschaft liegt nicht in der Nation sondern in der Region. Der Regionsbegriff ist in alltäglicher Interpretation nicht überraschend, jeder kann damit umgehen. Meist verbinden wir damit ein geographisch abgegrenzten Gebiet mit besonderer spezifischer Kultur, Politik, Religion, Sitten, Bräuchen, Traditionen, Sprache und anderen regionsspezifischen sozialen Gegebenheiten. Unter Region werden allgemein bestimmte räumliche Einheiten von mehreren Siedlungen verstanden, die sich durch ein historisch gewachsenes Bewusstsein der Zugehörigkeit der Bewohner auszeichnet (Bango, 1998). Auf dem Weg zur postglobalen Gesellschaft. Verlorenes Zentrum, abgebaute Peripherie, “erfundene” Region, Berlin, Duncker&Humblot) Der Europarat definierte 1978 folgendermaßen: “Eine Region ist vor allem eine menschliche Gemeinschaft, die fest mit der Landschaft verbunden ist und die durch den Gleichklang von Geschichte, Geographie und Wirtschaft gekennzeichnet ist, durch welche die Bevölkerung zu einer Geschlossenheit bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele und Interessen gelangt” (zitiert nach Reimann, 1992,129). Sozialwissenschaftlich betrachtet ist der Regionsbegriff viel problematischer. Die von Niklas Luhmann inspirierte system­theoretische Soziologie – soweit sie sich überhaupt mit der Definition der Region beschäftigt – vertritt einander ausschließende gegenteilige Meinungen. Zwei davon sollen hier geschildert werden. Die erste Meinung sieht in der Region ein Sozialsystem und ein funktional ausdifferenziertes System,  die andere behauptet, Region sei die nähere Umwelt der Subsysteme der Gesellschaft. Die erste Meinung betrachtet die Region als eine Synthese von Globalem und Lokalem in der Weltgesellschaft. Sie wäre ein a) nicht “nur“ topographisch, räumlich-grenzziehender Ort, b) eine neue Form der Kommunikation anschließend an die “klassischen“ soziale Systeme wie Interaktion, Organisation und Gesellschaft und c) ein neues ausdifferenziertes Funktionssystem gleichrangig mit Religion, Politik, Recht usw. Sie ist struktural gekoppelt mit diesen. Sie ist mit einem doppelten binären Code von Teilen/Behalten bzw. Vermitteln/Trennen versehen, die als Charakteristika einer “Proto-Sozialität“ zu betrachten wären, und entsprechend ausgestattet mit dem symbolisch generalisierten Medium der Beziehung und mit dem Doppelprogramm der Solidarität und Inklusion. Ihre Rolle ist lediglich kommunikativ, signalisiert die funktionale Diversität und die Supra-Territorialität eines “sozialen Raumes“ ohne fixierte topographische Grenzen. Sie kann in der heutigen Zeit noch funktional äquivalent sein unter Umständen mit einer Provinz, einem Staat oder einer Stadt – sie wird aber erst evolutionär die volle Autopoiesis in der kommenden Zeiten erreichen (Bango, 2003, 205).   Die zweite Meinung beruft sich auch auf die luhmannsche Systemtheorie und bezeichnet die Region als intra-sozietale Umwelt der globalen Funktionssysteme. Man sollte Regionen nicht wie Dinge oder separate Objekte behandeln. Man sollte sie genauer von Nation und Gesellschaft abgrenzen, man sollte die Regionen auch von den Teilsystemen der Gesellschaft genauestens unterscheiden. Sie sind also keine Systeme, sie konditionieren nur die Funktionssysteme und erarbeiten regionale Kopplungsmechanismen, ihre Kommunikationsweise verschafft den Funktionssystemen neue Informationsmöglichkeiten. Man sollte sie als gesellschaftsinterne, konstruierte Zurechnungspunkte begreifen – alle Regionen sind ausnahmslos interne Umwelt der Weltgesellschaft. Territorialität (als eine Form von sozialer Ordnungsbildung) und Ethnizität, kombinierbar mit Territorialität, sind die Kopplungsmechanismen der Region mit den Funktions­systemen. Aber sie sind selbst keine soziale Systeme. (Kuhm, 2000, 321-348)

 

Ich komme nach diesem kurzen semantischen Exkurs zur Kritik der zehnten These von Pokol zurück. Die funktionalen und lebensweltlichen Strukturen organisieren sich unterschiedlich  je nach dem ob diese Strukturen eher mehr in weltgesellschaftlichem Kontext eingebettet sind oder in  einem bestimmten Segment der Weltgesellschaft (nennen wir es noch Nationalgesellschaft “faute de mieux“) operieren.  Die Zeichen der Rivalisierung  zwischen dieser zwei Organisations- und Operationsweise sind in dem Prozess der Globalisierung empirisch beobachtbar. Robertson erfand dafür den Fachbegriff Glokalisierung. Die Geldwirtschaft und die Wissenschaft (Börsianer und Wissenschaftler) agieren global – ebenso wie die multinationalen Konzerne und die Organen der Vereinten Nationen. Ich bin skeptischer was die Beurteilung der Politik betrifft. Es gibt  die Weltpolitik und die Regionalpolitik. Wenn man das politische und militärische Übergewicht der Vereinigten Staaten betrachtet, dann stellt man fest, dass das Funktionssystem Politik eines mächtigen Staates  seine Wille  entgegen des globalen Widerstandes durchsetzt. Die Politik eines Nationalstaates wird Weltpolitik und hier geht es nicht mehr um Rivalisierung (weil es praktisch keine andere Weltmacht existiert) sondern um eine eindeutige hegemoniale Stellung.  Wenn Globalisierung  eindeutig Amerikanisierung bedeutet wie diese von vielen Zeitdiagnosen schon signalisiert wird, dann muss Pokol seine These revidieren. Wenn also in einem Segment der Weltgesellschaft das Machtsystem und das Wirtschaftssystem globale Stellung einnimmt  wird dann früher oder später  diese Dominanz an andere (schwächere) Funktionssysteme übergreifen. In einer mcdonaldisierten Welt werden kulturelle Identitäten und Differenzen verblassen zugunsten einer aufgezwungenen Einheit. Ob die Menschheit dieser Preis für eine “pax americana“ zahlt ist zweifelhaft.  Die Kampf der Kulturen, McDshihad gegen McWorld  ist gerade begonnen. Damit habe ich aber die aktuelle Zeitdiagnose verlassen und  befinde mich auf den unstabilen Terrain der Prognosen. Auf diesem Terrain fühlt sich der amerikanisch  Politologe Joseph Nye wohl (Nye, 2003). Er vergleicht die Vereinigten Staaten mit früheren Hegemonialmächten wie Rom, Spanien, Frankreich , Großbritanien. Seine These: In Zeiten der Globalisierung kann die Großmacht USA nur im Verbund mit Gleichgesinnten überleben.  Nye glaubt nicht an die Wirksamkeit der von ihm so genannten “Hardpower“, das heißt den Einsatz militärischer oder wirtschaftlicher Druckmittel. Stattdessen plädiert er  für “Softpower“, also dafür, andere Nationen indirekt zu beeinflussen und zur Entwicklung eigener Wertvorstellungen zu ermutigen beziehungsweise zu befähigen.  Als Beispiel führt er die “dritte industrielle Revolution“ an, die weltweit zugängliche Informationstechnologie. Auf diesem Gebiet will der Hegemon Amerika eine internationale Vermittlerrolle spielen.

 

Literatur:

 

Albert, Mathias (1998): “Entgrenzung und die Formierung neuer politischer Räume, in Kohler-Koch: Regieren in entgrenzten Raum, Opladen, Westdeutscher S. 49-75

Bango, Jenö (1991): Die postsozialistische Gesellschaft Ungarns, München, Trofenik.

Bango, Jenö (1998) Auf dem Weg zur postglobalen Gesellschaft. Verlorenes Zentrum, abgebaute Peripherie, “erfundene” Region, Berlin, Duncker&Humblot.

Bango, Jenö (2001): Sozialarbeitswissenschaft heute, Stuttgart, Lucius.

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Beck, Ulrich (1997):Die Seele der Demokratie. Wie wir Bürgerarbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren können, in Die Zeit, Nr. 48, 27 November.

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Eupen, den 10.5.2003

 

 

2003/2. szám tartalomjegyzéke